Vor der Sommerpause laden wir Sie noch einmal zu einer besonderen literarisch-musikalischen Soirée ein:
Adam Mickiewicz (1789–1855) – Eine kommentierte Lesung mit Manfred Mack, musikalisch begleitet von Leszek Żądło
Anschließend geselliges Beisammensein.
Zeit und Ort: Dienstag (!), 27. Juni 2023, 19.00 Uhr, Hansa-Haus, Brienner Str. 39 (Rückgebäude), 80333 München, „Läuger-Zimmer“
Zum Inhalt des Abends:
2022 hat das polnische Parlament das „Jahr der polnischen Romantik“ ausgerufen. Anlass war der 200. Jahrestag des Beginns des poetischen Schaffens von Adam Mickiewicz. Wer war dieser Adam Mickiewicz, was hat er uns heute noch zu sagen?
Der „polnische Goethe“ wurde als Sohn eines Kleinadligen im litauischen Nowogródek geboren. Seit seiner Studienzeit in Wilna (1815–1819) war Mickiewicz Mitglied antizaristischer Geheimbünde. In diesem Umfeld schrieb er seine berühmte von Friedrich Schiller inspirierte Ode an die Jugend, die während des polnischen Novemberaufstandes im Jahre 1830 zur Hymne der Aufständischen wurde. 1823 wurde Mickiewicz verhaftet und nach Russland verbannt. 1829 gelang es ihm, nach Westeuropa auszureisen. Nach längeren Aufenthalten in Deutschland und Italien begab er sich ins Exil nach Frankreich, wo er das Drama Totenfeier (1823–1832) vollendete und das polnische Nationalepos Pan Tadeusz (1834) schrieb.
Mickiewicz wurde zum Begründer der polnischen Romantik und zum anerkannten Sprecher seines Volkes. In seinem Messianismus, der Polen als Christus unter den Völkern beschrieb, verdichteten sich die Hoffnungen und Heilserwartungen der unterdrückten Nation. Mickiewicz starb 1855 in Konstantinopel beim Versuch, eine polnische und eine jüdische Legion im russisch-türkischen Krieg aufzustellen. Sein Gedicht An die russischen Freunde, in dem er an die vom Zarismus unterdrückten Gegner des verbrecherischen Regimes in Russland erinnert, ist angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine von bedrückender Aktualität. Seine Krim-Sonette und seine Liebesgedichte gehören zum festen Bestand der Weltliteratur.
Zu unseren beiden Vortragenden:
Leszek Żądło
Der Saxofonist Leszek Żądło ist eine internationale Jazzlegende. Nach seinem Musikstudium in Krakau, Wien und Graz wirkte er in unterschiedlichen Ensembles mit, darunter den Big Bands von Rundfunkanstalten wie ORF, NDR oder RIAS. Er gründete und leitete eigene Jazz-Bands, wie das Polski Jazz Ensemble, nahm mehr als ein Dutzend Platten auf und betätigte sich auch als Filmmusiker. Anfang der 1980er Jahre zählte er zu den wichtigsten Akteuren der Münchner Unterstützerszene für die Solidarność-Bewegung in Polen. Von 1986 bis 2022 lehrte er an der Hochschule für Musik Würzburg, wo er 2003 zum Professor ernannt wurde. Immer wieder bereichert er musikalisch auch das Programm der Deutsch-Polnischen Gesellschaft München, bei der seit vielen Jahren Mitglied ist.
Manfred Mack
Der Historiker Manfred Mack war langjähriger Mitarbeiter am Deutschen Polen-Institut Darmstadt. Dort hat er u.a. am Projekt PolenMobil mitgewirkt, das seit 2015 an Schulen in ganz Deutschland Neugierde für das Nachbarland weckt. Er ist (Co-)Autor zahlreicher Publikationen zu Polen und hat als leidenschaftlicher Rezitator und Vorleser die polnische Literatur auch akustisch einem breiten Publikum nahegebracht. Für sein mehr als 50-jähriges privates wie berufliches Engagement für die deutsch-polnische Verständigung wurde er vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit der Dankbarkeitsmedaille des Europäischen Solidarność-Zentrums 2022.