28.02.2022, 19:00 Uhr, online via Zoom
Der an der polnisch-belarusischen Grenze gelegene Wald von Białowieża galt seit dem 18. Jahrhundert als eine der letzten Zufluchtsstätten des Wisents, der im Ersten Weltkrieg dort ausgerottet, andernorts rückgezüchtet und wieder ausgewildert wurde. Zunächst ein Symbol für nationale Diskurse wurde Białowieża seit den 1970er Jahren durch die Ernennung zum UNESCO-Welterbe, aber auch Konflikte um den Nationalpark ein Thema von internationaler Bedeutung.
Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf dem 20. Jahrhundert mit seinen vielfältigen machtpolitischen Wandlungen. Im Vordergrund stehen Fragen der institutionellen und personellen Durchherrschung der Region unter verschiedenen politischen Ordnungen, vor allem im Hinblick auf den Umgang mit der Natur als Ressource und Reservat, sowie der Alltag der Bevölkerung und ihrer Konfrontation mit äußeren Faktoren und der vertrauten Lebenswelt.
Dr. Markus Krzoska ist Historiker und Übersetzer. Er lehrt und forscht an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo er sich 2012 mit einer Studie zur Kultur- und Gesellschaftsgeschichte Polens nach 1945 habilitierte. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte Polens im 19. und 20. Jahrhundert, aber auch Stadt- und Religionsgeschichte allgemein und die Geschichte der Geschichtsschreibung. Mit der Geschichte des Białowieża-Nationalparks hat er sich u.a. als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines DFG-Forschungsprojekts an der Universität Gießen beschäftigt. Daraus hervorgegangen ist die Publikation (mit Thomas Bohn und Aliaksandr Dalhouski) Wisent-Wildnis und Welterbe. Geschichte des polnisch-weißrussischen Nationalparks von Białowieża, Köln 2017.